Ansicht - Foto: Alexa Rainer
Partschins (BZ)
Umbau eines Wohnhauses einer denkmalgeschützten Bebauung.
Jahr:2016
Typologie:Beherbergung
Art der Unterschutzstellung:Denkmalschutzbindung
KlimaHaus:C
Bauweise:misto
Innenraum - Foto: Alexa Rainer

Ehre, wem Ehre gebührt.

Der Moar war der größte Hof im Dorf, der Meier (Moar) war Schaffer, Aufseher und Stellvertreter des Grundherrn. Die Familie Bernhart besitzt und bewirtschaftet diesen Bauernhof seit 1930. Es ist das einzige Gebäude in Partschins das mit Zinnen bestückt ist.

Der Kernbau des Mairhofes geht auf die Romanik zurück, die dendrochronologische Untersuchung der Balkendecken hat als letzten Wachstumsring bei mehreren Balken das Jahr 1223 ergeben, als frühestes Einbaujahr wird 1227 angenommen. Die Stube verfügt noch über eine originale Kassettendecke aus der Renaissance. Ein Sprengwerk im Dachstuhl trägt die Jahrzahl 1613.
Die Familie Bernhart wollte diesen ehrwürdigen Ansitz zeitgemäß und denkmalpflegerisch vorbildlich sanieren. Die Wunschliste war lang: je eine Wohnung für die beiden am Hof lebenden Generationen, wenn möglich den Rückbau der bestehenden Gästezimmer in unabhängige Ferienwohnungen, idealerweise unter Wiedergewinnung und Aufwertung des Dachbodens, eine neue komfortable Heizung mit Solarintegration samt kontrollierter Wohnraumlüftung, eine Wärmedämmung sollte den Wohnkomfort steigern und die Heizkosten senken. Und das alles in respektvollem Umgang mit den bestehenden Balkendecken, Holzböden und den barocken Türen mit Holzintarsien. Die historischen Fenster wurden leider im Laufe der Zeit stückweise ersetzt.
Nach eingehender Analyse des Bestandes und detaillierter Diskussion mit dem Denkmalamt wurde ein Sanierungskonzept umgesetzt, das das historische Gebäude und die Wünsche der Bauherrn respektiert: Die Fassade wurde von nachträglichen Zu- und Anbauten befreit, die Zinnen erneuert, der Dachstuhl statisch saniert und gleichzeitig gedämmt. Die originalen Balkendecken befanden sich in gutem Zustand, sie wurden wieder sichtbar gemacht und mit einer Holz-Betonverbundkonstruktion statisch und akustisch an den neuen Baustandard angepasst. Es wurden die originalen Putze, freigelegt und wo möglich restauriert. Insbesondere an der Giebelfassade kamen Fresken, ein Fragment des Tirolerischen Wappenadlers und darüber die kaiserlichen Embleme aus der maximilianischen Zeit zum Vorschein. Gemeinsam mit dem Bauhistoriker und dem Denkmalamt wurde befunden, dass eine Innendämmung der Außenmauern zulässig war.
Alle Decken zu ungeheizten Räumen wurden im Bodenaufbau unsichtbar gedämmt. Die alten Fenster wurden in Absprache mit dem Denkmalamt durch neue in massiver Lärche ersetzt. Die Komponenten des neuen Heizsystems sind über eine gemeinsame Steuerung miteinander vernetzt: ein Stückholzkessel, in dem das eigene Holz verwertet wird, solarthermische Paneele, die sich auf dem nahegelegenen neu errichteten Weinkeller befinden, und die zentralisierte Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung für alle Wohnungen. Alle Böden verfügen nun über eine Fußbodenheizung.
Keller
Baustelle

Teilweise sind alte Stein- und Holzböden restauriert und wieder eingebaut worden. Wo diese nicht mehr vorhanden waren, kamen neue Eichendielen- oder Industrieböden zum Einsatz.
Räumlich wurde den Wünschen der unterschiedlichen Generationen entsprochen: der älteste Teil des Gebäudes, der Romanische Keller mit der Holzbalkendecke in der gleichen Bauart und aus derselben Zeit wie in Kloster Marienberg, ist der neue Degustationsraum. Im Erdgeschoss wohnen die Mutter und der Bruder des Bauherrn. Im Stock darüber liegen die Wohnung der Bauherrn, Büro, ein Hofladen und eine Ferienwohnung. Das Dachgeschoss beherbergt noch zwei weitere Wohnungen für Gäste und eine Hausbibliothek.
Weiteres Prunkstück des Hauses ist die Stube mit der vollständig erhalteten Kassettendecke aus Zirmholz. Sie wurde Stück für Stück abmontiert, gereinigt, restauriert und wieder eingebaut. Ebenfalls aus der Renaissance stammen das historische Netzgewölbe im Erdgeschoss und das im Obergeschoss. Das Gewölbe im Erdgeschoss wurde bis zum heutigen Tag als Durchfahrt für die Landwirtschaft genutzt und ist deshalb nie verbaut worden. Im Obergeschoss hingegen, mussten die im 20. Jh. eingebauten Gästezimmer samt Bädern entfernt werden: jetzt ist dieser wunderschöne Raum mit seiner ganzen Kraft wieder spürbar.
Die starke historische Persönlichkeit des Ansitzes Mairhof und der Wunsch nach einem zeitgemäßen Wohnen der Bauherren haben in dem Projekt harmonisch zusammengefunden.

Press & Media

10/2019
Mairhof - Südtiroler Landwirt
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05/2019
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05/2019
Mairhof - Dolomiten
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12/2018
Begründung 1. Preis (DE)
01/2019
Mairhof - Energie&Haus
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12/2018
Südtiroler Bauernbund (DE)
01/2019
Mairhof - CasaClima Due gradi
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12/2018
Mairhof - Mairhof Dolomiten (DE)
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